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Du 921 | Juni 2023

Adolf Dietrich

Der Unterschätzte

 
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ISBN:
978-3-907315-20-0
Preis:
CHF 20.- / EUR 15.-
Status:
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Christoph Vögele
Im Rhythmus der Zeit
An Adolf Dietrichs Bildern lässt sich das Verstreichen der Zeit ablesen, die Wiederkehr der Jahreszeiten und das Altern des Künstlers.

Markus Landert im Gespräch mit Oliver Prange
«Eine künstlerische Ausbildung hätte das Talent von Dietrich nur zerstört»
Markus Landert ist der Kurator des Kunstmuseums Thurgau, das über die grösste Dietrich-Sammlung der Welt verfügt. Im Interview weist er auf die Besonderheiten in Dietrichs Werk hin und erklärt, wie er in einer sehr lebhaften Arbeitsumgebung herausragende Kunst schaffen konnte.

Hans Bodmer im Gespräch mit Oliver Prange
«Seine Bilder sind ehrlich, authentisch und haben Bodenhaftung»
Der Rechtsanwalt Hans Bodmer gehört zu den eifrigsten Sammlern von Adolf Dietrichs Arbeiten. Seine Leidenschaft für den Künstler übernahm er von seiner Mutter, die ihn persönlich kannte.

Urs Oskar Keller
«Aus allem, wirklich allem, hat er eine Geschichte machen können»
Zeitgenossen erinnern sich an Adolf Dietrich: Sophie Dietrich, seine Grossnichte, erzählt von einen Mann, der mit Tieren zusammenlebte und auch mal eine Woche lang dasselbe Gericht ass. Sie fuhr mit ihm nachts Schlittschuh und hielt ihn für den aussergewöhnlichsten Mann, dem sie je begegnet ist.

Christoph Blocher im Gespräch mit Oliver Prange
«Dietrich kann es mit den sogenannten Grossen aufnehmen»
Christoph Blocher besitzt 31 Arbeiten von Adolf Dietrich, die er seit den 1980er-Jahren gesammelt hat. Besonders ein Bild spendet ihm immer wieder Trost. Welches, verrät er im Interview.

Markus Landert
Maler der Umgebung
Adolf Dietrich verwendete den Garten seiner Nachbarn in ­Berlingen über fünfzig Mal als Motiv. Die angesehene Familie Kern hatte dort ein kleines Paradies geschaffen, das Dietrich zeitlebens nicht loslassen sollte.

Markus Landert und Sarah Elser
Die Basis
Adolf Dietrich fertigte Hunderte Zeichnungen und Skizzen. Sie waren für ihn Lern- und Experimentierfeld und dienten als Vorlage für seine Gemälde. Dank ihnen erfasste er schon früh die spätere Gesamtkomposition. Bis hin zur Farbgebung.

Willi Tobler
«… sehr schön, Luft hell, Landschaft deutlich»
Adolf Dietrich erwanderte sich seine Motive. Anhand von Eintragungen im Skizzenbuch Nr. 9 lässt sich eine solche Wanderung miterleben.

Urs Oskar Keller
«Die Vögel, die in seiner Stube umhergeschwirrt sind, das war richtig schön»
Zeitgenossen erinnern sich an Adolf Dietrich: Der Drogist und Galerist Josef Latzer hat mehrere Arbeiten von Albert Dietrich gekauft und verkauft. Oft besuchte er den Maler in dessen Haus in Berlingen und erlebte Wunderliches, Lustiges und Herzerwärmendes.

Urs Oskar Keller
«Das Einzige, was dem Mann fehlte, war eine Frau»
Zeitgenossen erinnern sich an Adolf Dietrich: Winfried Alarich Jauch war sein Arzt. Er behandelte einen Mann, der sehr einfach lebte und den er als seinen Freund bezeichnete. Beide unternahmen ausgedehnte Spaziergänge, bei denen Dietrich schon in den 1950er-Jahren auf den Artenschwund in der Natur hinwies.

Martin Gasser
In Armlänge Distanz vom Auge
In seiner Kunst folgte Adolf Diedrich nie einem bestimmten ästhetischen Programm. Er arbeitete intuitiv und unbeschwert, hielt das fest, was er sah. Das gilt auch für seine Fotografie, die sich durch eine besondere Perspektive auf die Wirklichkeit auszeichnet.

Rudolf Koella
Frei von Konventionen
Adolf Dietrich malte nicht, um die Realität genau wiederzugeben, sondern er wollte in sich stimmige Kunstwerke schaffen. Seine Kompositionen sind deshalb oft doppelbödig und irritierend. Sie erinnern an seine Zeitgenossen Félix Vallotton und Henri Rousseau, denen er in nichts nachsteht. 

Urs Oskar Keller
«Än Schmätterling isch immer öppis Schöös»
Zeitgenossen erinnern sich an Adolf Dietrich: Der Möbeldesigner Willy Guhl verkehrte mit vielen Schweizer Künstlern. Adolf Dietrich traf er das erste Mal 1937. Der Maler fragte ihn gleich um Rat bei einem Bildmotiv.

Biografie

  Du 921 | Juni 2023 | Adolf Dietrich – Der Unterschätzte

Adolf Dietrich

Der Unterschätzte

Der Unterschätzte

Einige wenige Schweizer Maler um das Ende des 19. Jahrhunderts ­haben Bedeutung erlangt: Ferdinand Hodler, Albert Anker, Félix ­Vallotton, Cuno Amiet. Erst heute schätzt man auch das Werk von Adolf Dietrich, der von 1877 bis 1957 in Berlingen am Bodensee lebte. Christoph Blocher, der die grösste Sammlung von Malern aus dieser Zeit in seinem Schaulager in Herrliberg zeigt, hängt in die Reihe von Dietrich-Landschaftsbildern einen Hodler und zwischen Dietrich-Blumensträusse einen Vallotton. Es gibt keinen Qualitätsunterschied: Dietrich kann es mit den sogenannt Grossen aufnehmen. Du hat erstmals im Januar 1958 ein Heft über Adolf Dietrich veröffentlicht. Seitdem wurde er im Kontext der Neuen Sachlichkeit in ganz Deutschland gezeigt, dann als Teil der naiven Kunst auch vermehrt in der Schweiz, in Frankreich und den USA. Wer war Adolf Dietrich? Er lebte in einem einfachen Haus im kleinen Dorf Berlingen am Ufer des Bodensees. Seine Familie hatte, wie man sagt, zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben. Er arbeitete in der Tricotfabrik, in der Landwirtschaft und zu Hause. Aber an Sonntagen zeichnete und malte er leidenschaftlich. Dietrich war Autodidakt, er ging nicht mit der Staffelei nach draussen, sondern machte vor Ort Skizzen und malte danach am Esstisch in seiner Stube. Sein Durchbruch kam, als ihn der deutsche Galerist Herbert Tannenbaum entdeckte, der die Einzigartigkeit seiner Kunst erkannte. Dietrich schuf über tausend Bilder – Aquarelle, Gouache- und Öl­gemälde. Doch erst als Fünfzigjähriger gelangte er zu Anerkennung und zu etwas Wohlstand. Adolf Dietrichs Welt ist eine einfache und biedere, eine Wirklichkeit, wie es sie in der Schweiz gab und gibt. Er gehört zu den grössten Schweizer Künstlern des letzten Jahrhunderts und wird immer wieder ausgestellt – wie jetzt gerade im Kunstmuseum Thurgau. Zeit, diesem Meister der Malerei erneut eine Du-Ausgabe zu widmen. 

Von Oliver Prange