Clint Eastwood holding Du magazine
Clint und DU, friedlich vereint, was will man mehr?
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Clint und DU, friedlich vereint, was will man mehr?
Der Leser:
Lässt mein Nein Dir keine Ruh,
drück ich gern ein Auge zu;
fliesset rein der Quell der Musen,
drück ich gern Dich an den – Busen.
Übrigens, ich muss gestehen
bist Du meistens wunderschön;
obs am Kleid auch manchmal fehle:
lieb und weit ist Deine Seele.
Und ich hab Dich stets geliebt.
Komm und sei nicht mehr betrübt.
Und ich steig vom hohen Rosse,
und Du bleib mein Weggenosse.
(Olten, 25.02.1946)
Die Reaktion der Du-Redaktion:
Bin Dir etwas bunt gekommen,
Und du hast es krumm genommen,
Schleunig schriebst vom hohen Rosse
Du die schroffe Abschiedsglosse.
Also gegen anderer Meinung
Widerborstig, voll Verneinung!
Bist Du gegen alle so,
Wirst du nie des Lebens froh!
Kannst nach vielen schönen Freuden
Mich eines Zwistleins wegen meiden,
Sag’ ich Dir und sag’s betrübt:
Nein, Du hast mich nie geliebt.
(Zürich, 23.2.1946)
Ein besonderer Leserbrief als Reaktion auf den Beitrag „Panorama der Jungen Schweizer Malerei“ im Du 60, Februar 1946.
Ein klein bisschen provokativ war Du schon immer. Wir hoffen aber, dass rund sechzig Jahre später die Reaktionen auf das "Maurizio Cattelan"-Heft nicht gleich ausfallen...
Ein Leser:
Kunstgerechte Anarchie
nenn ich die „Moderne Kunst“,
und ich hab für solchen Dunst
eben keine Sympathie.
Darum bitt ich: schick das „Du“
mir inskünftig nicht mehr zu.
(Olten, 19.02.1946)
Hans Christoph Buch antwortet auf die Frage, welches Buch er im Falle eines allgemeinen Bücherverbots auswendig lernen würde:
„Herr Doktor, ich halte nichts vom Auswendiglernen“, sagte ich vor 35 Jahren zu meinem Griechischlehrer, als ich den Anfang der Odyssee deklarieren sollte. „Setzen; sechs“, lautete die Antwort. Heute halte ich sehr viel vom Auswendiglernen, aber trotzdem möchte ich weder Homers Odyssee noch ihr modernes Gegenstück, den Ulysses von Joyce, auf der Festplatte meines Gehirns speichern, auch nicht Musils Mann ohne Eigenschaften oder Kafkas Schloss, weil mit solchen Meisterwerken auf einsamen Inseln nichts anzufangen ist. Dann schon eher den Robinson Crusoe oder ein praktisches Überlebenshandbuch wie: how to survive on a tropical island without going there. Spass beiseite: Mit einer intelligenten Auswahl deutschsprachiger Gedichte, von den Merseburger Zaubersprüchen bis zu Jürgen Theobalds Nachtbildsammler, wäre mir vermutlich am besten gedient, denn ein solches Buch der Bücher enthält in nuce die gesamte deutsche Literatur.
(Aus dem Du 658, März 1996).
Christoph Keller antwortet auf die Frage, welches Buch er im Falle eines allgemeinen Bücherverbots auswendig lernen würde:
Nabokovs „Lolita“. Der verzweifelte Autor hätte das unveröffentlichte, von etlichen Vorlagen abgelehnte Manuskript beinahe selber dem Feuer übergeben. Als es doch noch in einem schummrigen Verlag erschien, zählte es bald zu den letzten grossen Werken dieses Jahrhunderts und unserer Erdhälfte, die noch verboten wurden. Durch ihr Verbot aber trug „Lolita“ dazu bei, eben dieses endgültig, bleibt zu hoffen, zu durchbrechen.
(Aus dem Du 659, April 1996.)
Jürg Lederach antwortet auf die Frage, welches Buch er im Falle eines allgemeinen Bücherverbots auswendig lernen würde:
"Der Gedanke eines allgemeinen Bücherverbots ist, allein für sich genommen, schrecklich. Mit einer erfolgreichen Verbreitungsstrategie geht er ausgezeichnet zusammen. Einige Monate unaufhebbares Verbot: das Beste, was dem darbenden Medium Buch passieren könnte. Dass niemand daran denkt, ist letztlich die Aggression gegens Buch, die jedermann hinter dem Verbot wittert. Ich würde kein Liber, ein Libretto auswendig lernen. Da Pontes „Don Giovanni“. 1 .Jedermann hat Zeit fürs andere Geschlecht, unterhält es durch Gesänge über das, was er mit ihm täte, wenn er nicht sänge. 2. Der Stelle vom Einander-die-Hand-Geben kann höchste Gefährlichkeit verliehen werden. 3. Die Hölle kriegt Appetit auf den Bösen, der mit Appetit beim Essen sitzt. Er schluckt Braten, wird vom Boden verschlungen. In den folgenden Minuten fällt das Verbot; unabsehbare Menge Bücher, unter anderem zum Thema, sind verkauft.
(Aus dem Du 664, September 1996).
Martin Walser antwortet auf die Frage, welches Buch er im Falle eines allgemeinen Bücherverbots auswendig lernen würde:
"Ohne Zögern: 'Jakob von Gunten' von Robert Walser. In diesem Roman wird unsere Existenz als etwas erzählt, was man nicht lernen kann. Alles, was mit uns zu tun hat, wird schief gehen, scheitern, elend enden. Das zu ertragen, will dieser ehrgeizige Entwicklungsroman uns erzählen. Dass wir ja sagen zu unserem unabwendbaren Untergang. Aber nicht heroisch ja oder verbissen ja sollen wir sagen, sondern leichtsinnig und leichtfertig. Ein bisschen bejubeln sollen wir unseren todsicheren Untergang. Genauer gesagt: das Leben wird gar nicht stattfinden. Ja, zuerst haben wir uns natürlich vorbereitet, haben alles getan, um bestens ausgestattet zu sein für dieses hoffentlich bald einmal beginnende Leben. Dann, von einem Augenblick zum anderen, merken wir: das war’s schon. Das heisst: von jetzt an werden wir zurückschauen. Zuerst voraus-, dann zurückschauen: auf das Leben. Mehr ist es nicht, war es nie. Alle wunderbaren Abschnitte phantasieren höchst gegenständlich in diesem Existenzabenteuer herum. Ich kenne kein Prosabuch, das ich unter ALLEN Umständen brauche. Auch wenn ich’s dazu auswendig lernen müsste. Da ich es sicher schon zehn-, zwölfmal gelesen habe, habe ich das Gefühl, ich kennte es schon auswendig. Ich kenne es auf die Art auswendig, wie man nur Gebetbücher auswendig kennt. Und ein Gebetbuch ist es ja. Eins, in dem wir unseren Lebenssinn noch und noch nachbeten können".
(Aus dem Du 661, Juni 1996).
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