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Du 905 | März/April 2021

Richard Gerstl und die Wiener Aktionisten

 
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ISBN:
978-3-907315-04-0
Preis:
CHF 20.- / EUR 15.-
Status:
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Leonora Kugler
Die Basis der Renaissance
Für die Wiederentdeckung Richard Gerstls war nicht nur Otto Kallir wichtig, sondern auch die Sammlungen von Familie Kamm und Rudolf Leopold. Zwischen den Kamms und Leopold bestand ein reger Austausch, der nicht nur für das Werk von Gerstl bedeutend war.

Hubert Klocker im Gespräch mit Oliver Prange
«Die Aktionisten legten sehr deutlich die Finger in die geschlagenen Wunden»
Hubert Klocker verwaltet die grösste Privatsammlung von Kunst des Wiener Aktionismus. Im Interview spricht er über die Rolle der Aktionisten im Nachkriegsösterreich, über ihre heutige Bedeutung und darüber, wie sie von Richard Gerstl beeinflusst wurden.

Theo Altenberg im Gespräch mit Matthias Haldemann
«Die Figuren sind wie aus Erdbrocken, wie aus rohem Fleisch»
Theo Altenberg war Mitglied der Künstlerkommune am Friedrichshof. Für die Wiener Aktionisten und Theo Altenberg war Richard Gerstls Malerei von elementarer Bedeutung. Nachdem Gerstls Werk lange verschollen war, strahlt es heute umso stärker auf nachfolgende Generationen aus. 

Matthias Haldemann 
Zeit und Raum in Auflösung
In der Malerei von Richard Gerstl folgt jedes Bild einer eigenen Ästhetik, die immer wieder neu improvisiert wird. Farben und Motive verschwimmen zu einer Vieldeutigkeit, die nur schwer fassbar ist und genau deswegen so neu war.

Kamila Gora
Zu wilden Formen
on Anfang an experimentierte Richard Gerstl mit Maltechniken. Erst noch vorsichtig, dann immer rabiater. Bis er einen komplett eigenen Prozess entwickelte.

Jill Lloyd und Karol Winiarczyk 
Grenzenlose Einflüsse
Hodler, van Gogh, Munch, Vuillard: Richard Gerstl vereinte in seinen Arbeiten Ansätze internationaler Künstler und kreierte trotzdem einen Stil, der unverwechselbar eigen und radikal war und sich gegen die heimische Kunstauffassung wandte. 

Ingrid Pfeiffer
Der Seismograf
Richard Gerstl hat kaum Notizen oder Briefe zu seinen Arbeiten hinterlassen. Deswegen ist er nur schwer fassbar und rätselhaft. In seinem Werk lassen sich trotzdem Dinge lesen: die Spannungen seiner Zeit und persönliche Krisen.

Hans-Peter Wipplinger
Der Nichtverstandene
Über Richard Gerstl gibt es zahlreiche Legenden, die ihn zu einem spektakulär abseitigen Malergenie stilisieren. Nicht alle Erzählungen sind so wirklich passiert, aber auch nicht vollkommen erfunden. Sie sind widersprüchlich und bedürfen einer Klärung.

Jane Kallir
Dem Vergessen entrissen
Beinahe wäre Richard Gerstls Werk für immer verloren gewesen. Doch der Galerist Otto Kallir nahm sich dessen an, und eine jahrzehntelange Reise mit sensationellen Erfolgen und Rückschlägen begann.

Biografie

  Du 905 | März 2021 | Richard Gerstl und die Wiener Aktionisten

Richard Gerstl und die Wiener Aktionisten

Richard Gerstl und die Wiener Aktionisten

Von Oliver Prange

Zur Jahrhundertwende um 1900 war Wien mit seinem reichen Kultur- und Gesellschaftsleben, seinen Künstlern, Literaten und Wissenschaftlern eine Weltstadt. Maler wie Gustav Klimt, Egon Schiele, Oskar Kokoschka, aber auch Psychoanalytiker Sigmund Freud, Komponist Gustav Mahler und Architekt Adolf Loos sind heute grosse Namen aus dieser Zeit des Fin de Siècle. Eine wichtige Person dieser Zeit war Richard Gerstl. Er ist nicht so bekannt wie die eben Genannten, jedoch gilt er als der erste österreichische Expressionist. Und obwohl er sehr jung starb – er nahm sich mit fünfundzwanzig Jahren das Leben –, ist sein Werk imposant und in seiner Zeit radikal neuartig. Trotzdem blieb es lange relativ unbekannt, verschwand in den Wirren des 20. Jahrhunderts. Die Wiederentdeckung begann in den 1950er-Jahren in Wien, wo der Zuger Fritz Kamm und der österreichische Bildhauer Fritz Wotruba eine Galerie führten. Aus diesem Grund verfügt das Kunsthaus Zug mit der Stiftung Sammlung Kamm heute über die grösste Werkgruppe von Richard Gerstl ausserhalb von Österreich. In den 1960er-Jahren entdeckten dann die sogenannten Wiener Aktionisten die Malerei Gerstls für sich. Günter Brus entwickelte die Aktionsmalerei und wurde sogar wegen «Herabwürdigung der österreichischen Staatssymbole» zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Hermann Nitsch konzipierte sein Orgien-Mysterie-Theater. Otto Muehl erfand die Gerümpelplastik und die Materialaktion und machte durch eine Kommune mit über sechshundert Mitgliedern von sich reden. Sie alle bezogen sich auf das Werk von Richard Gerstl. In dieser Du-Ausgabe zeichnen wir die Linie von Richard Gerstl zur Wiener Kunstszene nach. Im Frühling/Sommer 2022 findet im Kunsthaus Zug eine Retrospektive Gerstls in Verbindung mit künstlerischen Positionen der Wiener Aktionisten statt.