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Du 901 | September 2020

Araquém Alcântara

Leben und Sterben in Amazonien

 
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ISBN:
978-3-907315-00-2
Preis:
CHF 20.- / EUR 15.-
Status:
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Araquém Alcântara
Chronik der Schönheit und der Ausrottung
Im Amazonas-Regenwald entscheidet sich unsere Zukunft. Wir müssen für ihn einstehen, gegen seine Zerstörung kämpfen. Nicht nur in Brasilien, sondern auf der ganzen Welt.

Araquém Alcântara im Gespräch mit Wolfgang Krönner
«Als Fotograf muss man zum Käfer werden»
Araquém Alcântara gehört zu den bekanntesten Fotografen Brasiliens. Seit fünfzig Jahren dokumentiert er die Natur dieses riesigen Landes und ihre Zerstörung. Mit seinen Bildern möchte er sie aufhalten. Dafür nimmt er Strapazen, Krankheiten und Gefahren in Kauf. Für ein gutes Foto, das den Menschen die Schönheit eines Baumes oder eines Tieres ver­mittelt, würde er alles tun. Ein Gespräch.

Erwin Koch
Der Mensch hat hier nichts zu finden
Ab 1970 baute die brasilianische Militärregierung die Trans­amazônica, ein Strassennetz, das den Regenwald durchkreuzen sollte. Über die Sandpisten kamen Menschen aus den armen Regionen Brasiliens in den Wald und begannen, ihn zu roden, zu verbrennen und die Ureinwohner Amazoniens zu ver­treiben. Mitte der 2000er-Jahre befuhr Erwin Koch die Trans-
amazônica. Schon damals war der Einfluss des Menschen auf die Natur verheerend.

João Moreira Salles und Bernardo Esteves 
Neue Wüsten
Noch gibt es den Amazonas-Regenwald. Doch Feuer, Landwirtschaft und Besiedlung setzen ihm zu. Was passiert, wenn er komplett verschwindet? Forscher haben dieses Szenario untersucht. 

Bernardo Esteves 
Gegen jede Vernunft
Laut brasilianischer Verfassung ist der Staat dem Umweltschutz verpflichtet. Doch er wird aufgeweicht und ignoriert. Besonders seit Jair Bolsonaro an der Macht ist. Bernardo Esteves zeichnet nach, wie die neue Regierung in ihrem ersten Jahr, 2019, systematisch gegen den Umweltschutz vorging. Regierungsvertreter sagen zwar immer wieder, dass ihnen die Natur am Herzen liege, doch ihre Entscheidungen und Gesetzesvorlagen sagen etwas anderes. Esteves hat für seinen Text mit 58 Leuten gesprochen, darunter 29 aktuellen oder früheren Regierungsvertretern. Ein Auszug. 

  Du 901 | September 2020 | Araquém Alcântara – Leben und Sterben in Amazonien

Araquém Alcântara

Leben und Sterben in Amazonien

Gegen die Vernichtung des Amazonas-Regenwaldes

Von Oliver Prange

«Verführe Menschen durch das Bild, bezaubere sie durch Schönheit – damit erreichst du viel mehr als durch den Schrecken.» Das ist das Motto von Araquém Alcântara, einem der bekanntesten Fotografen Brasiliens. Er zieht diese Einstellung dem puren visuellen Schock vor. Als Naturfotograf begibt er sich an wilde, unwirtliche Orte und bringt visuelle Geschichten einem Publikum nahe, das die Schätze der Natur wahrscheinlich niemals sehen wird. Er möchte bei den Menschen das Interesse für den Schutz dieses Schatzes wecken. Seit fünfzig Jahren reist Alcântara durch Brasilien mit seinen 210 Millionen Einwohnern, überquert Bergketten, zieht durch Täler, durchschreitet Flüsse im küstennahen Atlantischen Regenwald, im Dschungel des Amazonas-Beckens, in der Wildnis des Cerrados und in der Trockenheit der Caatinga. Er kämpft mit Bildern und Worten für die Rettung dieser wertvollen Biome. Denn sie sind bedroht. Laut der brasilianischen Verfassung ist der Staat dem Umweltschutz verpflichtet. Doch er wird aufgeweicht und ignoriert. Besonders seit Jair Bolsonaro an der Macht ist. Regierungsvertreter beteuern zwar, dass ihnen die Natur am Herzen liege, doch ihre Entscheidungen und Gesetzesvorlagen sagen etwas anderes. Sie handeln zügel- und ziellos. Zudem gebe es heute in Brasilien einen geplanten Völkermord an den indigenen Völkern, die durch die wachsende sozioökologische Verwüstung ausgerottet werden, sagt Alcântara. Seine Arbeit ist eine Chronik der Schönheit und der Ausrottung. Seine Bilder zeigen Porträts eines Landes, in dem sechzig Prozent des grössten Regenwaldes der Erde stehen, ein unvergleichlicher Reichtum an Pflanzen- und Tierarten, das aber durch die Schuld der Herrschenden mit grossen Schritten auf die totale Zerstörung zusteuert. Er hat keinen Zweifel daran, dass das Schicksal des Amazonas-Gebietes von der öffentlichen Einmischung der ganzen Welt abhängt. Ansonsten mündet das langsame Verschwinden dieses Regenwaldes in eine globale Katastrophe.