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Du 872 | Dezember 2016

Konstruktive Kunst

 
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ISBN:
978-3-905931-68-6
Preis:
CHF 20.- / EUR 15.-
Status:
an Lager


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Margit Weinberg Staber
How Simple Can You Get?
Die konstruktive Moderne ist eine Kunstform, die sich mehr auf die kollektiven Konfigurationen der Geometrie als auf das intuitive Gespür des Individuums verlässt. Sie hat bis heute einen Stil-Pluralismus entwickelt, der immer wie­der für kreative Überraschungen sorgt.

Willy Rotzler
Inkubation und Ausstrahlung – die konkrete Kunst in der Schweiz
Konkrete Kunst verstand sich von Anfang an immer auch als politische Kunst. Zürich und die Schweiz als wichtige Zentrifuge für Künstler und Exilanten der linken Avantgarde spielten dabei eine grosse Rolle im Kampf für gesellschaftlich relevante Kunst.

Drei Generationen Bill

Sabine Schaschl
Es ist immer jetzt, aber auch ein bisschen gestern und morgen 
Das konstruktiv-konkrete Erbe im Spiegel der Gegenwartskunst


Junge Konkrete
Claudia Comte, Yves Netzhammer, Lena Amuat und Zoë Meyer, Mai-Thu Perret, Kerim Seiler, Raphael Hefti, Florian Graf, Pe Lang, Bianca Brunner, Zimoun, Athene Galiciadis 

Daniel Morgenthaler
Die lustige Form
Der neokonkreten Kunst fehlt es an Linientreue. Das ist gut. Und an politischer Linie. Das ist weniger gut.

Etablierte Konkrete
Christian Herdeg, Marguerite Hersberger, Beat Zoderer, Christian Megert

Unbekannte Konkrete
Frédéric Belser, Peter Binz, Heinrich Bobst, Rita Burkart, Afra Flepp 

Oliver Prange
Der Arzt und die Farben
Frédéric Belser ist 87 Jahre alt und blickt auf ein langes Leben zurück. Der Zürcher Arzt und Verehrer von Max Bill begann schon früh, in seinen Werken mit Farben und Geometrie zu spielen.

Margit Weinberg Staber
Franz Glarner: Rockefeller Dining Room
In den Sechzigerjahren verwirklichte Franz Glarner ein konstruktivistisches Raumkonzept für das Esszimmer in der Stadtwohnung von Nelson A. Rockefeller in New York, das heute in seinen ursprünglichen Dimensionen im Zürcher Museum Haus Konstruktiv steht.

Alfredo Häberli
Rockefeller Dining Room Reloaded
Der weltberühmte Designer Alfredo Häberli hat dem Raumkonzept von Franz Glarner einen Relaunch verpasst.

David Rosenberg
Es trete niemand hier ein, der nicht Geometer ist Die komplexe Kunst des Andrei Proletski
In den von Operationssälen, Fabriken und Chemiekomplexen inspirierten Werken von Andrei Proletski entstehen faszinierende Verbindungen zwischen der sichtbaren Welt und deren verborgenen Dimensionen.

  Du 872 | Dezember 2016 | Konstruktive Kunst

Konstruktive Kunst

Die Zürcher Schule der Konkreten ist nebst Dada die einzige in der Schweiz begründete Kunstrichtung, die weltweit Ausstrahlung hatte und auch heute noch junge Künstler inspiriert. 
Vor achtzig Jahren, 1936, definierte der Universalkünstler Max Bill ihren Geist (Seite 34). Er gehörte zu den treibenden Kräften wie auch Camille Graeser, Richard Paul Lohse und Verena Loewensberg. Der Kunstschriftsteller und frühere Du-Redaktor Willy Rotzler schreibt: «Bills Umschreibung der konkreten Kunst hatte für seine Weg­gefährten den Charakter einer Bestätigung und eines Ansporns.» Vor dreissig Jahren, am 18. Dezember 1986, wurde die Stiftung für kon­struktive, konkrete und konzeptuelle Kunst gegründet, die das Museum Haus Konstruktiv in Zürich betreibt.
Diese zwei Anlässe bilden die Grundlage für die aktuelle Du-Ausgabe, in der wir die bekannten Pioniere und Entwicklungen präsentieren. Aber hauptsächlich stellen wir auch Künstler der jungen Generation vor, in deren Werken konstruktives Denken ersichtlich ist. Die Vorschläge stammen von Sabine Schaschl, der Direktorin des Museums Haus Konstruktiv.
Seit jeher bedient sich der Mensch geometrischer Gestaltungsmittel in der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Welt. Der Geometrismus ist eine fundamentale Erfahrung der Menschheit. Doch erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts wenden ihn Künstler in der Malerei und der Plastik systematisch an. 
Die konstruktive Kunst verzichtet auf jede Darstellung der sichtbaren Wirklichkeit zugunsten geometrischer Ordnungen. Diese Kunst erforscht die Grundgesetze von Farbe und Form auf der Fläche und im Raum. Sie setzt sich mit Naturgesetzen auseinander. Der Vorstoss der Kunst in die Ungegenständlichkeit geschah damals an drei verschiedenen Fronten. Rotzler: «Sie lassen sich mit den Stichworten emotional, sensuell, rational bezeichnen, denen als bildnerisch-formale Möglichkeiten das Expressive, das Organische und das Konstruktive entsprechen. Mehr als die beiden ersteren Tendenzen hat das konstruktive Gestalten seit Jahrhundertbeginn in immer neuen Wellen, an vielen Orten und mit immer wieder anderer Akzentsetzung Maler und Plastiker unterschiedlichen Temperaments beschäftigt.»
Wichtige Träger des konstruktiven Denkens finden sich auch in der Architektur. Bekannte Vertreter wie Walter Gropius, Le Corbusier und Mies van der Rohe gehören zu den Gründervätern des Bauhaus-Stils. Das Konzept dieser neuen Architektur, die nicht mehr «Bau», sondern mit konstruktiven Mitteln geformter «Raum» sein wollte, stand in enger Verbindung zu den Errungenschaften der konstruktiven Kunst. 
Auf der ganzen Welt werden weiterhin Werke konstruktiven Charakters geschaffen, ausgestellt und verbreitet. Schaschl: «Überblickt man die wichtigsten Kunstveranstaltungen unserer Tage, die Kasseler Documenta etwa, die Manifesta (als eine von mittlerweile zahlreichen Biennalen) oder die Ausstellungen der massgeblichen Museen und Kunstinstitutionen, so wird schnell augenfällig, dass die ungegenständliche Kunst einen markanten Anteil des Gezeigten ausmacht.» 
Es gibt immer wieder Neuerer, Persönlichkeiten, die sich mit dem Bestehenden nicht begnügen, sondern aus einer kämpferisch bezogenen Gegenposition heraus Neues erforschen und vortragen. Meist zuerst nicht erkannt und missachtet, werden sie plötzlich von einer wachsenden Gefolgschaft getragen. Die konstruktive Kunst als Modell und als Instrument der Bewusstseinserweiterung wird sich von Generation zu Generation weiterentwickeln.