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Trouvaillen aus dem Du-Archiv

Hans Christoph Buch antwortet auf die Frage, welches Buch er im Falle eines allgemeinen Bücherverbots auswendig lernen würde:

„Herr Doktor, ich halte nichts vom Auswendiglernen“, sagte ich vor 35 Jahren zu meinem Griechischlehrer, als ich den Anfang der Odyssee deklarieren sollte. „Setzen; sechs“, lautete die Antwort. Heute halte ich sehr viel vom Auswendiglernen, aber trotzdem möchte ich weder Homers Odyssee noch ihr modernes Gegenstück, den Ulysses von Joyce, auf der Festplatte meines Gehirns speichern, auch nicht Musils Mann ohne Eigenschaften oder Kafkas Schloss, weil mit solchen Meisterwerken auf einsamen Inseln nichts anzufangen ist. Dann schon eher den Robinson Crusoe oder ein praktisches Überlebenshandbuch wie: how to survive on a tropical island without going there. Spass beiseite: Mit einer intelligenten Auswahl deutschsprachiger Gedichte, von den Merseburger Zaubersprüchen bis zu Jürgen Theobalds Nachtbildsammler, wäre mir vermutlich am besten gedient, denn ein solches Buch der Bücher enthält in nuce die gesamte deutsche Literatur.

(Aus dem Du 658, März 1996).